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Ein Gespräch mit Frank Nowatzki

Posted by Dieter Paul Rudolph - 22. Dezember 2009

Frank Nowatzki, 1964 in Berlin geboren, Verlagskaufmann, Punkmusiker, Amateurboxer. Kurzum: der ideale Mann, um wenigstens nebenberuflich mit Pulp Master einen Verlag zu gründen, der sich mit den dunkleren Seiten der Kriminalliteratur beschäftigt. Begonnen hat alles Ende der Achtziger mit der Black-Lizard-Reihe, die Nowatzki aus den USA nach Deutschland brachte. Noir in seinen ausgefeiltesten Formen, Namen wie Derek Raymond, Ted Lewis oder Jim Nisbet – sprich: ein ökonomischer Misserfolg. Auch der Nachfolger Pulp Master ist nicht auf Rosen gebetet, hat es aber bis heute mit fast dreißig Publikationen geschafft, sich als DIE deutsche Noir-Adresse zu etablieren. Kontinuität inklusive. Derek Raymond und Jim Nisbet (gerade veröffentlicht: „Dunkler Gefährte“) sind noch immer dabei, die Wyatt-Reihe von Garry Disher liegt inzwischen komplett vor, dazu Neuentdeckungen wie Angelo Petrella („Nazi Paradise“) und Wiederentdeckungen wie Gerald Kersh („Ouvertüre um Mittenacht“). Jeder Schuss ein Treffer, und als Zugabe die einzigartigen Covergemälde des Künstlers „4000“. Dieter Paul Rudolph sprach mit Frank Nowatzki über das Verlegen am Rande des Profituniversums.

Dpr: Aus einem Interview, das die FAZ mit dir geführt hat, erfährt der Leser, dass du nur „nebenberuflich“ Verleger bist – und außerdem boxt. Wie muss man sich das vorstellen? Verlegst du Krimis wie andere Leute nach Feierabend Briefmarken sammeln oder wirst du zum Kämpfer, der gegen alle Widerstände etwas tut, das in der uniformen Krimiwelt gar nicht vorgesehen ist: nämlich ebenso sperrige wie aufregende, ebenso unverzichtbare wie nach den Marktgesetzen unverkäufliche Krimis zu verlegen?

F.N.: Letztendlich ist es wahrscheinlich eine Mixtur aus beidem. Ich meine, mal ehrlich, Feierabend-Verleger und boxender Widerstandskämpfer in einer uniformen Krimiwelt ist kein erklärtes, richtiges Berufsziel, oder? Wie alle jungen Talente bin ich natürlich damals angetreten, um Champion zu werden, um mal beim Bild des Boxens zu bleiben. Doch als mir klar wurde, dass meine Kämpfe (Buchprojekte) immer nur eine begrenzte Anzahl Fans anlocken, während es die breite Masse (Mainstream-Leser) lieber zu abgekarteten Mega-Events incl. Promi-Abfeiern zieht, musste ich meine Champion-Träume, zumindest im existenziellen Sinne, ganz schnell begraben. Wenn man aber jahrelang boxt, dann prägt das einen und man lernt wieder aufzustehen und die Dinge sportlich zu sehen. Ich sagte mir, scheiß auf den WM-Gürtel, denn in erster Linie bist du nicht daran gescheitert, dass du nicht kämpfen (verlegen) kannst, sondern an Regeln und Marktgesetzen. Und so erinnerte ich mich an eine Maxime aus meiner Jugend als Punkrocker, die da lautet: Dann brich die Regel und mach doch einfach dein eigenes Ding.

Dpr: Punkrock ist ein gutes Stichwort. Das könnte man ja als musikalisches Äquivalent zu dem bezeichnen, was schon in eurem Verlagsnamen steckt: Pulp. Also billigstes Papier, geringer Anspruch, sprich: Schund. Beides Kulturformen jenseits bildungsbürgerlich-intellektueller Standards. Und gleichzeitig ungeheure Befreiungen. Für Punk war Mitte der Siebziger Jahre die Zeit eindeutig reif (ich denke mit Schrecken an Yes, Genesis und Konsorten…). Wie würdest du denn den Pulp-Faktor in euren Büchern beschreiben? Was ist daran „Schund“, wenn überhaupt, und was „Punk“, wenn überhaupt?

F.N.: Punk-, Pulp- oder Trash-Elemente haben überall ihren künstlerischen Einfluß hinterlassen und sind doch heutzutage gar nicht mehr wegzudenken. Ein guter Künstler oder Autor versucht doch das, was in der Welt um ihn herum passiert, in seinem Schaffen zu verarbeiten und uns damit aus einer anderen Sichtweise heraus zum Denken anzuregen. Was die Ausstattung der Bücher und den Reihennamen betrifft, setzen wir ganz klar auf den Pulp-Faktor und machen Original- und deutsche Erstausgaben in erschwinglichen räudigen Paperbacks und verzichten darauf, den Leuten für aufgepimpte Hardcover 20 Euro aus der Tasche zu leiern, in Zeiten, in denen die Kohle wohl bei nicht mehr vielen locker sitzt. Beim Inhalt dagegen haben wir keineswegs einen geringen Anspruch, sondern den größtmöglichen, was auch daran liegt, dass unser Output insgesamt finanziellen und anderen Beschränken unterliegt und jeder Schlag sitzen muss. Die FAZ umschrieb das Ganze ziemlich treffend als Mogelpackung von Format. Es steht Pulp Master drauf, es ist aber nicht nur Pulp drin.

Dpr: Stimmt, da ist eine ganze Menge drin. Wenn ich mir nur einige der letzten Veröffentlichungen anschaue – Rick DeMarinis „Kaputt in El Paso“, Gerald Kershs „Ouvertüre um Mitternacht“ oder Thor Kunkels „Kuhls Kosmos“ -, das reicht – jetzt ganz grob gesprochen – von hartgekochten Americana über schwarze Gesellschaftsstudien bis zu genauen Analysen bundesdeutscher Subkultur. Und alles „Schläge, die sitzen“. Jetzt spiele ich aber mal den Provokateur und behaupte: Was diese höchst unterschiedlichen Werke miteinander verbindet, ist das Schicksal, das sie in den „großen Verlagen“ ereilt hat oder ereilen würde: die Existenz im Papierkorb. Zu komplex, zu widerborstig, zu unverkäuflich. Ist Pulp Master also so etwas wie das schlechte Gewissen der großen Verlage? Eine Art ausgleichende Gerechtigkeit? Auf jeden Fall Repräsentant einer Art Parallel-Krimikultur, die mit dem „Normalleser“ und seinem genormten Spannungsfutter kaum in Verbindung kommt? Und wer sind überhaupt die Leser von Pulp Master?

F.N.: Diese höchst unterschiedlichen Werke (wie Du sie treffend nennst) haben dann doch mehr gemeinsam, als nur von Publikumsverlagen ignoriert zu werden: Sie erheben allesamt neben der üblichen Crime-Story und den Pulp-Elementen auch den Anspruch, einen gewissen Erkenntnisgewinn zu vermitteln und sich durch sprachliche Ästhetik oder Stilistik auszuzeichnen. Das mag zunächst geschwollen klingen, ist aber so. Sei es durch Garry Dishers Präzision und seine verknappte Sprache des Auslassens oder durch Gerald Kershs meisterhaftes Formulieren und das kaum merkbare Hin- und Herspringen zwischen Zeiten und Personen. Einen unverkäuflichen Klassiker wie Kershs „Ouvertüre um Mitternacht“ kann sich auch Pulp Master aber nur alle paar Jahre leisten. Und zu Deiner schönen Provokation und dem schlechten Gewissen der Großverlage: Die haben gar kein Gewissen, sondern nur Gesellschafter und Geschäftsführer, die die Gewinnmaximierung als Aufgabe haben und die verständlicherweise nur den „Normalleser“ bedienen wollen. Liest ein „Normalleser“ eins meiner Bücher, kriege ich hinterher zu hören: »Du, Frank, ich habe schon auf Arbeit Streß, Du weißt schon, Krise usw, meine Frau hat Depressionen, die Kids sind anstrengend, da kann ich nach Feierabend nicht auch so’n realistisches Zeugs lesen, was mich richtig runterzieht. Ich brauch eher leichte Kost, was zum Wegbeamen und Entspannen.« Dagegen haben bekennende Pulp-Master-Leser ein gewisses Glitzern in den Augen und ein süffisantes, kaum wahrnehmbares Grinsen im Gesicht. Daran erkennt man sich untereinander.

Dpr: Bevor das Glitzern in die Augen kommt, müssen aber die Bücher erst einmal zum Leser kommen. Im Buchgroßkaufhaus wird man euch wahrscheinlich ebenso wenig finden wie die anderen kleinen Verlage. Wie sieht da die Infrastruktur aus? Verkauft ihr vorzugsweise über Krimibuchhandlungen oder das Internet? Welche Rolle spielen die Rezensionen? Arbeitet ihr mit anderen kleineren Verlagen in Netzwerken zusammen? Und wo siehst du da – auch in Richtung „Krimikultur“ – noch Verbesserungsmöglichkeiten?

F.N.: Ohne engagierte Krimibuchläden sähe es wohl ganz düster aus. Und ohne Internet? Gar nicht auszudenken, wie sich Informationen über geplante Titel sonst verbreiten sollten. Rezensionen sind für Pulp Master in erster Linie auch ein Hinweis, dass ein bestimmtes Buch jetzt tatsächlich erschienen ist. Und wenn sie denn auch noch positiv ausfallen, fangen sogar die Barsortimente mit dem Bestellen an. Wenn sich aber rein gar nichts tut, wüsste ich nicht, wie man als kleinerer Verlag auch nur eine Handvoll Bücher unters Volk bringen kann. Insofern staune ich immer wieder über manche Produktionen der Publikumsverlage, die kaum bis gar nicht rezensiert werden, die aber trotzdem stapelweise auf den bestplazierten Büchertischen der Ketten ausliegen. Aber über die diversen Praktiken und Gegenleistungen in diesem Geschäftsmodell wurde ja schon während der Buchmesse heiß diskutiert. Ein Erfahrungsaustausch ist hier immer hilfreich, gerade in Richtung „Krimikultur.“ Die gesamte Bandbreite des Genres, für die gerade die kleineren, spezialisierten Verlage stehen, ist wiederum wichtig für die eingangs erwähnten engagierten Krimibuchläden, die sich damit vom Einheitsbrei a la carte absetzen und ihren Kunden statt dessen ein selbstverkostetes Fünf-Gänge-Menü empfehlen können.

Dpr: Wie kommt Pulp Master eigentlich zu seinen Autoren? Verkostest du da auch selbst oder mit MitarbeiterInnen? Arbeitet ihr mit Agenturen zusammen? Und was sind die Kriterien, die ein zukünftiges Pulp Master-Werk erfüllen muss?

F.N.: Da gibt es keine bestimmte Vorgehensweise. Manchmal läuft es nach dem Prinzip, wer suchet der findet, manchmal gibt es Tipps von Freunden oder Agenturen. Mittlerweile scheint Pulp Master als Label so geschätzt zu werden, dass sich Autoren von diesem Umfeld mehr versprechen, als in einem breiter aufgestellten und kommerzieller ausgerichteten Programm eher unbeachtet zu bleiben. Autoren wie Thor Kunkel beispielsweise, die in einer ganz anderen Liga spielen müssten, wissen es zu schätzen, dass sie bei uns vom Lektorat bei prekären Passagen eher noch zu Höchstleistungen angespornt werden, anstatt über Kürzungen dieser Passagen verhandeln zu müssen; nur um den Text fürs Verlagsprogramm passend zu machen. Neben dem eingangs erwähnten Mehrwert, der diese Bücher für uns zu etwas Besonderem macht, ist auch das Thema oder Setting ein wichtiges Kriterium. Hier achten wir darauf, uns nicht zu wiederholen und immer neue Impulse zu setzen. Wir lassen das, was uns an Geschehnissen im Alltag bewegt, bei der Auswahl mit einfließen. Anders gesagt: Setzt ein Autor nur auf Pulp-Elemente und einen rasanten Krimiplot, hat er damit bei uns keine Chance.

Dpr: Ein Manko der deutschen Krimiverlagskultur ist sicher die Ungeduld, die man mit Autoren hat, wenn sie nicht auf Anhieb schwarze Zahlen schreiben. Dann ist nach der Erstauflage meistens Schluss, die Restexemplare werden verramscht, der Name verschwindet aus dem Katalog. Bei den Großverlagen ist es knallhartes geschäftliches Kalkül, aber auch kleinere Verlage pflegen immer weniger ihre Backlists – sicher aus anderen Gründen. Beispiel Derek Raymond. Dessen „Ich war Dora Suarez“ begleitet dich schon seit den frühen Tagen von Black Lizard. Ein unumstrittener Klassiker, seit geraumer Zeit aber nur noch antiquarisch für reichlich Geld zu haben. Was müsste passieren, um „Dora Suarez“ zu einer Neuauflage zu verhelfen? Von welcher Kalkulation ginge der Geschäftsmann Frank Nowatzki aus?

F.N.: Man muss abwägen: Einerseits muss man Autoren aufbauen, damit sie überhaupt irgendwann als irgendeine Größe wahrgenommen werden können, anderseits tut sich im Backlistbereich viel zu wenig, um diesem Bereich größere Aufmerksamkeit zu widmen. Zwei Jahre nach Erscheinen tut sich in der Regel überhaupt nichts mehr. Dann liegen die Bücher mehrere Jahre wie Blei im Regal; bei steigenden Lagerkosten und Verwaltungsgebühren und reduzieren sich nur kleckerweise. Nach zehn Jahren verlangen Abzocker bei Ebay plötzlich 40-80 € für ein Paperback. Im Falle von „Dora Suarez“ dürften aber nach meinen Schätzungen schon hundert Exemplare ausreichen, um wieder für normale Verhältnisse zu sorgen. Dafür lohnt aber keine Neuauflage, eher mal ein Nachdruck. Da bin ich schon länger dran, versprochen. Aber es fehlt eben auch die Zeit, weil ständig neue Projekte anstehen und man solche Investitionen dann lieber nach hinten schiebt.

Dpr: Die Pulp Master – Bücher sind nicht nur klasse Krimis, sondern auch „Gesamtkunstwerke“ und daher Sammlerobjekte. Der Künstler „4000“ ist für die Coverbilder verantwortlich, etwas, das nicht jedermann gefallen mag, bei euren „typischen Lesern“ aber ganz sicher als Mehrwert gesehen wird. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit, die ja weit weg von jedweder Stromlinienförmigkeit ist?

F.N.: Am Anfang stand natürlich die Überlegung, es mit Retro-Pulp-Covern zu versuchen, die in den Achtzigern sehr angesagt waren. Da wir aber keinen reinen Retro-Pulp machen, sondern auf neue Entwicklungen und Spielarten im Genre setzen wollten, lag es nahe sich auch mal in der Kunstszene umzusehen, die seinerzeit gerade von 4000 mit trashiger cheap art aufgemischt wurde. 4000 war auch gleich fasziniert von der Idee, die Pulp-Motive auf seine Art und Weise malerisch umzusetzen, inklusive Titel und Autor, was gerade dem Buchhandel Kopfzerbrechen bereitete. Viele waren schlichtweg entsetzt und bezeichneten die Aufmachung als Kamikaze, andere wiederum waren schlichtweg dankbar, dass es mal was neues anzuschauen gab, jenseits der Klischeemotive mit Stöckelschuh und Pistole. Dass die Bücher dann irgendwann sogar zu Sammlerobjekten wurden, die antiquarisch kaum noch zu beschaffen sind, macht einen dann auch ein Stück weg stolz. Planziel erfüllt. Einige kommen immer noch nicht drauf klar. Ein Lächeln huschte mir übers Gesicht, als ich kürzlich auf einer britischen Derek-Raymond-Tribute-Seite surfte und unser Dora-Suarez-Cover kommentiert fand: … and finally, the ghastliest cover in the history of the printed page: HUZZAH DEUTSCHLAND! ÜBER ALLES!

Dpr: Genau, hab ich auch gelesen. Euch kanns aber egal sein. Pulp Master hat sich, um in der Marktsprache zu sprechen, eine Nische besorgt und sich dort wohnlich niedergelassen. Wie andere ja auch. Ist das die deutsche Verlagsszene der Zukunft? Immer mehr Nischen abseits der großen Krimiabfüllanlagen? Wenn ich mir etwa eure neueste Errungenschaft, Angelo Petrellas „Nazi Paradise“ so anschaue: Das konnte eigentlich nur bei euch erscheinen. Bist du mit dieser Rolle zufrieden oder hoffst du auf das von manchen prognostizierte Platzen der Krimiblase und darauf, dass die Karten neu verteilt werden?

F.N.: Ich weiß nicht, ob diese Nischen Zukunft haben, dazu schlittert pulp master selbst oft genug am Abgrund vorbei. Das Business ist einfach zu unberechenbar, demnach sollte man nicht mit allzu hohen Einsätzen spielen. Ich habe schon zu viele kommen und gehen gesehen, so dass ich uns eher als gestandenen Tyrannosauros Rex sehe, der den beliebten Weidegründen am Fuße des Vulkans bewußt fernbleibt und der das schnelle, leichte Wildern und das anschließende Verbrennen in der Lava lieber anderen überläßt. Mit Zukunftschancen hat das weniger zu tun, eher mit Überlebenskampf. Sollte das Platzen irgendeiner Krimiblase also irgendwelchen Kollegen den Arsch wegreißen, dann täte mir das eher leid, weil ’ne Menge Engagement und Arbeit dann für die Katz gewesen wären. Wenn Typen wie Angelo Petrella also schon fast automatisch bei pulp master landen, dann bin ich mit unserer Rolle mehr als zufrieden. Dann hätten wir eine funktionierende Plattform aufgebaut und ein weiteres Planziel erfüllt.

Dpr: In der Pulp Master – Reihe sind bisher 29 Titel erschienen (bzw. sollen in Kürze erscheinen), darunter ganze zwei von deutschsprachigen Autoren (Markus Starck und Thor Kunkel), wenn ich mal den Sonderfall Buddy Giovinazzo nicht mitrechne. Ist das Zufall? Oder sagt dir deine Erfahrung mit „unverlangt eingesandten Manuskripten“: Nö, gibt halt nicht genug gutes Deutsches für Pulp Master? Und, wenn wir schon mal dabei sind: Wie beurteilst du generell das deutschsprachige Krimivermögen?

F.N.: Wir können pro Jahr etwa drei Titel stemmen und die internationale Konkurrenz ist schon sehr groß, speziell im Bereich pulp-noir. Es gibt so viele interessante Texte, doch nur mal rein finanziell und zeitlich betrachtet, können wir einfach nicht mehr machen. Natürlich versuchen wir ab und an auch deutschsprachige Autoren miteinzubeziehen, aber das zuvor angesprochene Gedöns über Mehrwert, Aufmachung und Rezensionen nimmt einen so großen Stellenwert ein, dass es schon mehr als einen guten Krimi braucht, um hier mitzuhalten und um auf der Plattform pulp master so zu funktionieren, dass alle Beteiligten – Autor, Verlag, Buchhandel, Leser – damit zufrieden sind. Es ist also kein Zufall, bietet sich aber andererseits auch nicht oft an. Ich bin sehr auf unseren Kram fokussiert und versuch mich von dem, was andere so machen, gar nicht beeinflussen zu lassen. Kann mir also keine generelle Beurteilung erlauben.

Dpr: So. Und weil bald Weihnachten ist, darfst du dir zum Schluss etwas wünschen. Welchen Autor, den du bisher noch nicht abgefischt hast, hättest du gerne mit seinem Gesamtwerk im Programm?

F.N.: Mist, die schwierigste Frage zum Schluß. Was meinst du, wie lange ich in der Weihnachtszeit immer vor dem Whiskeyregal stehe und mich nicht entscheiden kann? So ähnlich geht es mir jetzt… Ich habe mich im Nachhinein geärgert, dass ich Jim Nisbet so lange aus dem Augen verloren habe. Was also sein Gesamtwerk betrifft, das wäre mein offizieller Weihnachtswunsch. Und das zu stemmen, wäre in etwa so anstrengend und aufregend wie ein Besuch der zehn besten Distillerys in Schottland. Bleiben wir bei den realistischen Wünschen. Einen habe ich mir gerade erfüllt und Dave Zeltersman aus Boston ins Boot geholt.

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2 Antworten zu “Ein Gespräch mit Frank Nowatzki”

  1. […] Kleinkram Bei Krimikultur gibt es ein Interview mit Pulp-Master-Macher Frank Nowatzki. […]

  2. Das Foto…

    ist dämlich, die Umschläge (neudeutsch: Cover) sind schrecklich und geschmacklos, aber das Interview selbst ist sehr erhellend und interessant und differenziert. Äh, mit Frank Nowatzki, dem Pulp-Master-Verleger. Danke, dpr….

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